Ein Freund aus Deutschland schreibt.
Meine Frau aus Thailand macht sich Sorgen über die ca. 30.000 Thailänder in Israel. Viele sind bei der Terroraktion der Hamas getötet und auch entführt wurden. Die meisten arbeiten in Israels Landwirtschaft. Um die 5.000 wollen Israel derzeit so schnell als möglich verlassen. Die Bevölkerung in Thailand nimmt korrekterweise die Hamas als den brutalen Aggressor war. (Greta Thunberg ist übrigens bei mir jetzt endgültig unten durch. Steht auf der absolut falschen Seite.)
Migration wird in zunehmendem Maß als massive Belastung wahrgenommen und ganz ehrlich – es ist nicht mehr vermittelbar oder einzusehen, dass Einreisende in die EU einfach bleiben können sollen. Man hätte (wieder einmal hätte hätte) 2015 ein „wir schaffen das“ auch als „wir werden das in Zukunft anders handhaben“ durchsetzen sollen. Auch wenn Zäune beiderseits des Atlantiks unpopulär sind.
Meine Antwort
Migration: Für mich unverständlich ist die Unfähigkeit der Führungskräfte die Realität anzuerkennen: (i) die Mehrheit ist gegen Zuwanderung, besonders Zuwanderung der Unausgebildeten; und (ii) der Liberalismus—wie wir ihn seit 1945 verstanden haben—is tot. Nun jeder für sich und seinen Stamm. Obwohl gut gemeint, “Wir schaffen das” zeigt sich als purer Egoismus. Klar ist daβ Hautfarbe, Sprache, Religion usw. immer noch die vorherrschenden Werte sind. Soll nicht sein, aber es ist so.
Man stellt sich vor, daβ Politiker, ewig mit ihrem Ruhm beschäftigt, sofort eine Kehrtwende machen würden … rein aus Eigennutz, um bei der nächsten Wahl nicht defenestiert zu werden. “Mir hab’n’s probiert; hat aber net hing’haut. Mia san mia; de Ausländer san net mia. Deswegen drah’n ma um. Sofortige Unterstützung für Länder an der EU Auβengrenze um die Flut einzudämmen.” Der Vorteil? Es würde das Hauptargument (sowie das hirntote Jammern) der Rechten entkräften.
Erwähnenswert aber ist, daβ weder Zaun noch Mauer noch Kriegsschiffe die reine Vernunft der (braunen) Welle von einem Versuch rüberzukommen ablenken werden. Wenn man nur Dreck zu essen hat, fällt die Entscheidung das Leben auf’s Spiel zu setzen ganz leicht. Also der Westen muss sich entscheiden: er kann das Problem in Herkunftsländern anpacken oder warten, bis es vor der eigenen Tür auftaucht. “Anpacken” heiβt aber nicht einfach Geld hinschmeiβen und sagen “bleibt’s bitte dahoam”.
Nahe Osten: Bin da a bisserl anders eingestellt. Eines Tages, früher oder später, werden wir vom Fest der Verurteilung ermüden (oder eher von einem neuen Vergnügungs Projekt abgelenkt), gesättigt von der Überzeugung daβ unsere Moralität von höchster Qualität ist. Und dann? Hat wer was G’scheit’s zu bieten, was man “Lösung” nennen kann? “Diese Leute sind das schlimmste Übel” lässt sich leicht sagen, aber was bringt’s? Sagt man auch immer über Hitler und sobald man das tut, fliegt das Hirn aus dem Fenster. Jedes weitere Gespräch (geschweige genauere Betrachtung—wer, wie, was, warum) wird sofort sinnlos; Verstand kommt keiner raus … vorausgesetzt, natürlich, daβ der Verstand eigentlich gesucht wird.
Die Schuld lässt sich schnell finden: sie liegt bei den “Barbaren”, die Menschen umgebracht haben. Für mich viel zu leicht. Und typisch; blitzschnell sind die USA und Europa immer gewesen, sich selbst über die schädlichen Konsequenzen ihrer Politik zu entschuldigen. Hat mit uns nix zu tun.
Aber jahrzehntelang hat das Abendland zugeschaut, wie Israel die seit 1948 immer wieder von allen Seiten bestätigte Zwei-Staaten-Lösung untergraben hat. Da aber die israelische, jedem Westler bekannte, Version der Ereignisse die Erzählung seit Jahren dominiert hat, war es immer wieder möglich die Palästinenser, trotz eine Menge von Provokationen (oft heimlich, manchmal nicht) als “Friedensgegner” darzustellen.
Von der militärischen Besetzung sowie Landenteignung—geben wir mindestens zu daβ ein “Greater Israel” schon lange das Ziel gewesen ist—hört man von Auβenämtern im Westen nur Murmeln. Dasselbe gilt dem Einsatz von scharfer Munition … gegen Kinder, die Steine werfen, oder der fast täglichen Anwendung der Kollektivschuld. Alles was keiner im Westen in seinem eigenen Land nie eine Sekunde dulden würde. Anscheinend gibt’s nur ein mit voller Kehle gesungenes Lied mit einer einzigen Strophe: “Israel hat das Recht alles zu tun, um sich zu verteidigen.” Jerusalem hat das schamlos ausgenutzt.
Die verwendete Sprache macht’s klar, wo der Westen steht. Rechts- sowie vertragswidliche, oft tödliche, Handlungen Israels werden für “ungünstig” oder “ungeschickt” erklärkt. “Empörend,” “entsetzlich,” “ungeheuerlich”—so beschreibt man nur Palästinenser. Entsetzen im Westen ist schon zu hören, aber nur wenn es Israeli Opfer gibt.
Warum ist das möglich? Fangen wir bei den Deutschen an. Heutzutage sind’s mehr jüdisch als die Juden. Während ihrer ganzen Zeit im Amt hat Mama Merkel öfters mit ihrem Bubi, Bibi, “geschimpft,” auch wenn er sie anlog. Getan hat sie nichts. Wie mit den Russen hat sie sich immer für das Verkriechen hinter der Geschichte entschieden. “Wissen Sie, Deutschland und seine schwere historische Belastung” usw. usw. Reine Feig- und Charakterlosigkeit.
Nach so langer Zeit ist mir klar daβ beide Seiten an PTSD leiden. Sie sind schon längst nicht mehr fähig eine Lösung zu finden, geschweige eine auszuhandeln. Da Israel alle Macht hat und Palästinenser keine, ist es witzig “die Seiten müβen mit einander verhandeln” aus Washington zu hören, besonders da Israels offizielle Regierungspolitik längst klar gemacht wurde: “Israel lehnt einen unabhängigen palästinensischen Staat westlich des Jordan auf immer ab.” Daher sind Aufrufe zu “Friedensverhandlungen” pure Frechheit.
Komisch sind die in den vergangenen zehn Tagen weit verbreiteten Aussagen von “Überraschung”. Anscheinend war das israelische Volk überzeugt, daβ es kosten- bzw. risikolos 6 Millionen Menschen auf ewig unterdrücken kann. So geht’s aber nicht; ab und zu kriegt der Unterwerfer eine auf die Schnauze. Ist immer so gewesen. Schade ist, daβ die Länder, die was ändern könnten es nicht ändern wollen. Wenn gefragt wird, Wer trägt die Schuld, werden Washington, Berlin, London, Paris, usw. leider nie erwähnt. Und das Blut flieβt weiter.